Projekt - Verteilungsschlüssel für Flüchtlinge

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Kurzinformation

  • Thema: Finden eines neuen Bundesländerverteilungsschlüssels für Asylwerber in Österreich
  • Schulstufe, Fach: 6. Klasse AHS, fächerübergreifend - Fokus auf Mathematik
  • Dauer: Je nach Zusammenarbeit mit anderen Fächern dehnbar; für die Mathematik 2 Einheiten
  • SchülerInnenmaterial
  • Spezielle Materialien: Laptops (mit Tabellenkalkulationsprogramm, Internetverbindung, min. 1 pro 3er-Gruppe)
Die Idee beruht darauf, das Thema "Quoten für Asylwerberverteilung" der Gegenwart aus verschiedenen, schulisch relevanten, Aspekten zu betrachten. Dafür ist es notwendig, eine Art "fächerübergreifenden Unterricht" zu betreiben. Im Zuge der Mathematik kann zwar aus einem speziell sachlichen Weg etwas Licht in das Durcheinander an Informationen kommen, doch sollte die Thematik nicht auf diesen Aspekt betrachtet werden. Deshalb sind Fächer wie Geschichte (Wie kam es überhaupt zu den Bewegungen? Gab es das früher auch schon? warum?...), Geografie (Auf welchem Weg kamen die Menschen zu uns? Wo leben sie jetzt? Welche Probleme gibt es?...) oder Ethik/Religion (Welche Unterschiede zwischen den Kulturen gibt es? Was sind die Hürden der Integration? ...) besonders wichtig für die Zusammenarbeit. In diesen Fächern kann dann auf unterschiedliche Meinungen/Erfahrungen/Vorstellungen eingegangen werden. Mathematisch wird dabei die Berechnung der Bundesländerquoten, gewichtet durch verschiedenste gesellschaftliche, wirtschaftliche und demografische Kriterien der Bundesländer, im Bezug auf die Situation im gesamten Staat, in den Vordergrund gestellt. Es werden Vorschläge für Kriterien gegeben und entsprechende Daten zur Verfügung gestellt, neue Ideen sind jedoch sehr erwünscht. Im Folgenden wird daher auch speziell auf den mathematischen Teil des Projektes eingegangen.

Vorwissen und Voraussetzungen

Die SchülerInnen ...
  • ... wissen wie aus einem Anteil an einer Grundgesamtheit ein Prozentsatz ermittelt wird.
  • ... kennen den Begriff der Gewichtung.
  • ... kennen die Darstellungsmöglichkeiten von Statistiken.
Die Lehrperson sollte zusätzlich zu den mathematischen Kenntnissen auch gute Kenntnisse im Umgang mit verschiedenen Tabellenkalkulationsprogrammen vorweisen.

Lernergebnisse und Kompetenzen

Die SchülerInnen können...
  • ... aus großen Tabellen Daten herauslesen und miteinander vergleichen.
  • ... aus selbst errechneten Daten fundierte Aussagen über die Problemstellung treffen.
  • ... ihre selbst gewonnenen, fundierten Erkenntnisse gegenüber Anderen argumentieren.
Die SchülerInnen wissen...
  • ... von der Möglichkeit, emotionale Themen durch die Mathematik (Statistik) aus der Entfernung betrachten zu können.
  • ... wo neutrale Daten und Fakten zu brisanten Themen zu finden sind.
  • ... über die Möglichkeit der Veränderung von mathematischen Modellen und kennen deren Notwendigkeit im Hinblick auf die Verbesserung der Genauigkeit.

Unterrichtsablauf

Das gesamte Projekt kann in verschiedenen Fächern beispielsweise folgende Aspekte betrachten:
  • Geschichte: Gab es schon früher größere Flüchtlingsbewegungen in Österreich/in der Welt?
  • Geografie: Wie sahen die Fluchtwege aus? Entlang welcher Pfade führten diese? Welche Gefahren verbergen sich auf diesem Weg?
  • Wirtschaft: Welche unmittelbaren/langfristigen österreichweiten/regionalen Einflüsse auf die Wirtschaft hat eine größere Zahl an Flüchtlingen?
  • Politische Bildung: Welche Positionen beziehen die verschiedenen Regierungsparteien zu diesem Thema? Wird dies instrumentalisiert?
  • Soziales Lernen: Welche Möglichkeiten haben die Flüchtlinge an unserem Sozialleben teilzunehmen? Was heißt Integration?
  • Mathematik: Welche Zahlen liegen den Diskussionen zu Grunde? Wie können die Daten verwendet und dargestellt werden? Wie und wozu werden diese Daten weiterverarbeitet?
Im Folgenden werden die Aktivitäten im Mathematikunterricht näher beschrieben. Während der 2 Unterrichtseinheiten sollen sich die SchülerInnen in 3 Stufen mit der Thematik des Verteilungsschlüssels für Flüchtlinge auseinander setzen, die aktuell für Österreich gültige Berechnungsmethode mit jener aus Deutschland vergleichen, eigenständig eine neue Berechnungsmethode für Österreich entwickeln und ihr Modell nach Rücksprache mit Klassenkollegen verbessern.

Aktivität 1 - Daten und Quellen (30min)

Anfangs wird im Klassenverbund ein statistischer Blick auf die Sachlage geworfen. Es kann dabei auf die gewählten Darstellungsmöglichkeiten eingegangen werden. Die dazu verwendeten Datenquellen sollen aus öffentlicher Hand sein und bewusst thematisiert werden. Die Schüler sollen wissen, dass es zugängliche Quellen für Statistiken gibt, welche kein Interesse an deren speziellen Aussagen haben. Unter anderem können Statistiken und Daten von den nachfolgenden Quellen bezogen werden: Statistik Austria, WKO, Bundesministerien (BMEIA Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres), ... In dieser Einheit werden folgende Statistiken betrachtet:
  • Zahl der Asylanträge in Österreich
  • Entscheidungen über internationalen Schutz in Österreich
  • Grundversorgungsbezieher in Österreich
  • Grundversorgungsbezieher in den Bundesländern

Aktivität 2 - Realer Verteilungsschlüssel (20min)

Zu Beginn der Einheit werden 3er-Gruppen gebildet. In den Nachrichten oder in politischen Debatten kann man immer wieder verfolgen, dass manche Bundesländer ihre Quoten übermäßig (meist nur Wien) oder zu wenig erfüllen. Was aber heißt nun "Quote"? Welches mathematische Modell steckt dahinter? Betrachtung der
  1. gegenwärtigen Berechnungsvorschrift in Österreich
  2. gegenwärtigen Berechnungsvorschrift in Deutschland (Königsteiner Schlüssel)
In der Gruppe wird über Folgendes nachgedacht:
  • Warum gibt es unterschiedliche Berechnungsvorschriften?
  • Welche weiteren Kriterien könnten für der Berechnung der Quoten eine Rolle spielen?
Aufgabenstellung

Aktivität 3 - Erweiterung des österreichischen Verteilungsschlüssels (50min)

Die 3er-Gruppen finden sich erneut zusammen. 1. Erweitern des Verteilungsschlüssels Findet in den 3er-Gruppen weitere Kriterien, welche für die Berechnung der Quoten für die Bundesländer eine Rolle spielen könnten. Einige Vorschläge werden mit der Aufgabenstellung mitgeliefert, es können aber auch neue Ideen eingebaut werden. Jedes dieser Kriterien braucht eine Gewichtung in der Berechnung. Ziel ist die Aufstellung einer neuen, eigenen Berechnungsvorschrift, ein erweitertes mathematisches Modell. Die Vorschläge sollen (wenn möglich) mit Zahlen untermauert werden. 2. Präsentation vor der Klasse Die gefundenen mathematischen Modelle werden in aller kürze vor der Klasse präsentiert. Es geht dabei nicht um eine Bewertung des Ergebnisses, sondern um einen Vergleich und um das Finden neuer Ideen. Aufgabenstellung

Hausübung

Nach den Präsentationen der Ergebnisse der anderen Gruppen soll als Hausübung jede Gruppe ihr eigenes Modell nochmal überdenken und gegebenenfalls ändern, die Berechnung wirklich durchführen und dem Ergebnis der in Realität verwendeten Berechnungsvorschrift gegenüberstellen.

Überprüfen des Lernerfolges

Die Kernkompetenz dieser Einheiten ist die Erarbeitung eines mathematischen Modells. Durch die Präsentation vor der Klasse (und der Lehrperson) und das anschließende, neuerliche Überdenken kann die Modellbildung verfolgt werden. Die Lehrperson hat zusätzlich die Möglichkeit, dies während den Gruppenphasen genauer zu beobachten.

Links zu Materialien und Quellen

Materialien Aktivität 1 Aktivität 2 Aktivität 3 Mathematik lehren 207 | 2018 - Die Flüchtlingsdebatte und der Königsteiner Schlüssel Statistik Austria https://www.statistik.at/web_de/statistiken/index.html Wirtschaftskammerorganisation https://www.wko.at/service/zahlen-daten-fakten/bundeslaender-in-zahlen.html http://wko.at/statistik/bundesland/basisdaten.pdf Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technik https://www.bmvit.gv.at/verkehr/index.html Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung https://bildung.bmbwf.gv.at/schulen/bw/ueberblick/zahlenspiegel_2016.pdf?64f829